Hallo, ich bin Sylvia, CEO von willhaben

Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags am 8. März haben wir uns kurzerhand mit willhaben Geschäftsführerin Sylvia Dellantonio zusammengesetzt und mit ihr über ihre Laufbahn, veraltete Rollenbilder und ihre Ratschläge für junge Frauen gesprochen.

willhaben CEO Sylvia Dellantonio in the willhaben office
(C) Daniel Waschnig Photography

Hallo Sylvia, bitte stell dich doch kurz vor.

Ich bin seit 2010 Geschäftsführerin bei willhaben und bereits seit mehr als 20 Jahren im digitalen Umfeld tätig. Scheinbar mag ich es, immer wieder Neuland zu betreten und vieles gestalten zu können, was zu dieser jungen Branche einfach dazu gehört. Damit einher geht aber auch, trotz Unsicherheiten Entscheidungen zu treffen.

Was machst du konkret als Geschäftsführerin bei willhaben?

Alles und nichts. (lacht)
Und das meine ich wirklich so. Ich bin an vielen sehr unterschiedlichen Themen dran, die gerade wichtig und relevant sind, und gleichzeitig läuft bei willhaben alles wunderbar, ohne dass ich ständig was dazu beitrage.

Wolltest du schon immer Geschäftsführerin werden?

Nein. Ich wollte einfach spannende, mich fordernde Dinge machen, hatte dabei aber keine bestimmte Position als Ziel. Im Gegenteil: als ich aufwuchs, hatte ich eine Vorstellung von diesem Job, die ich gar nicht erstrebenswert fand, und auch ein Bild von den Menschen in dieser Position, mit dem ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte: Männer in Anzug und großen Autos, eventuell sogar mit Chauffeur. Das war definitiv sehr weit weg von meiner Person. Das bringt mich zu dem Grund, weshalb ich meine Meinung zu Quoten geändert habe. Es ist nämlich wichtig, Frauen in Führungsrollen zu zeigen, damit dies nicht mehr unvorstellbar ist, sondern wirklich. Und ich bin zum Glück in einer Branche, in der ich so ziemlich anziehen kann, was ich will. (lacht)


... Als ich aufwuchs, hatte ich eine Vorstellung von diesem Job, die ich gar nicht erstrebenswert fand, und auch ein Bild von den Menschen in dieser Position, mit dem ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte ...


Wie hast du dir vor deinem ersten Tag den Job als Geschäftsführerin vorgestellt? Ist es dann auch so gewesen?

Ich brachte Erfahrung in Projektarbeit und Projektleitung mit, also das, was man „laterales Führen“ nennt. Im Grunde stellte ich es mir so ähnlich vor, aber umfangreicher und komplexer. Und ich hatte riesigen Respekt vor der Aufgabe, so groß, dass ich erst im dritten Anlauf das Angebot angenommen habe. Rückblickend bin ich mega froh, dass es Menschen gab, die mir das zugetraut und mich erneut gefragt haben. Ich selbst war nicht darunter. Deshalb ist mir heute sehr wichtig, dass wir nach Mitarbeiter:innen Ausschau halten, Fähigkeiten erkennen und ermutigen, auch wenn das die Person selbst vielleicht noch nicht so sieht und überzeugt „Hier bin ich“ ruft.

Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, du müsstest dich oder dein Verhalten anpassen, weil du nun eben Geschäftsführerin bist?

Ich habe gelernt, dass ich innerhalb von willhaben ein Role Model für Werte bzw. Verhalten bin. Auch wenn ich mich selbst nicht so wichtig nehme, bringt meine Rolle eine gewisse Aufmerksamkeit mit sich. Gleichzeitig verstelle ich mich nicht und bin und bleibe möglichst unkompliziert - so wie alle hier bei willhaben.

Außerhalb, im beruflichen Kontext, wo mehrere verschiedene, darunter eben auch traditionell geprägte, Welten aufeinander treffen, frage ich mich hingegen öfter – vielleicht aber zu Unrecht - Bin ich zu unkompliziert? Benehme ich mich zu ausgelassen? Entspreche ich nicht dem Bild einer Geschäftsführerin? Schade ich damit gar willhaben? In diesen Situationen merke ich, wie präsent das vorhin beschriebene, veraltete Bild von Geschäftsführer:innen bei mir noch ist, und fühle mich eigentlich bestärkt, das zu durchbrechen und zu zeigen, dass man ein Unternehmen erfolgreich führen und ebenso ausgelassen Spaß haben kann.

willhaben CEO Sylvia Dellantonio in the willhaben office
(C) Daniel Waschnig Photography

Würde dich die jugendliche Sylvia kennenlernen, was würde sie zu dir und ihren Werdegang sagen?

„Du bist oarg! Wie ist das passiert?“ Sie würde es nicht glauben und wäre definitiv gestresst.

Und umgekehrt, was würdest du der jugendlichen Sylvia sagen, was würdest du ihr auf den Weg mitgeben?

Mach, was sich für dich in dem Moment richtig anfühlt. Wofür auch immer du dich entscheidest, achte darauf, dass es überwiegend Spaß macht. Nur wenn du Spaß daran hast, wirst du es auch gut machen. Und du wirst am Weg herausfinden, was es ist.

Du bist nun schon seit mehr als 10 Jahren CEO von willhaben. Was hat sich im Laufe der Zeit geändert?

willhaben hat sich verändert, ist größer geworden, also hat sich mein Job verändert. Ich bin weniger operativ, arbeite mehr an strategischen Themen und an der Organisation.

Es ändert sich aber auch das Verständnis von Geschäftsführung allgemein. Verantwortung und damit das Treffen von Entscheidungen verteilt sich immer stärker im ganzen Unternehmen. Führung bedeutet, dafür den richtigen Rahmen zu setzen und Teams zu coachen. Das ist eine Herausforderung für viele, die sich mit dieser Veränderung schwer tun. Ich halte es jedoch für alternativlos. Einerseits nimmt die Komplexität laufend zu und ist nicht mehr anders zu bewältigen, andererseits wünschen sich viele einen Arbeitsplatz, an dem sie sich voll und mit allen Fähigkeiten einbringen und wirklich was bewegen können. Ich bin froh, dass sich immer mehr Unternehmen in diese Richtung verändern!


... Wofür auch immer du dich entscheidest, achte darauf, dass es überwiegend Spaß macht. Nur wenn du Spaß daran hast, wirst du es auch gut machen ...


Was würdest du konkret jungen Frauen raten, die sich für eine ähnliche Laufbahn berufen fühlen?

Jeder Weg ist natürlich anders, aber vermutlich würde ich sagen: macht euren Job gut, und - ganz wichtig - dazu muss er euch auch wirklich Spaß machen! Und traut euch mehr zu! Man kann nicht wachsen, wenn man nichts Neues wagt. Es gehört also dazu, Dinge zu machen, die man noch nie probiert hat. Und darin kann man nicht von Beginn an Weltmeister:in sein. Jede:r macht etwas irgendwann zum ersten Mal! Also, traut euch und befreit euch von euren Zweifeln!